Hej
Ich hatte das Vergnügen, Kurs 8002 schon am vergangenen Wochenende belegt zu haben.
Es ging schon am frühen Morgen mit der sogenannten Schocktherapie los, ein Rollenspiel lag an. Ich war ich und die Dozentin spielte meine Frau.
Man sitzt gemütlich am gedeckten Frühstückstisch, draußen ungemütliches Regenwetter, dampfender Kaffe, frische Brötchen und leckerer Aufschnitt auf dem Tisch, dazu ein schönes Frühstücksei. Es ist saugemütlich!
Nun Phase 1, der Schock.
„Engelchen,“ flötet die Dozentin im lieblichen Tonfall, „ bei unserem letzten Betriebsausflug nach Bonn, habe ich in der Galeria Kaufhof ein paar ganz entzückende Schuhe gesehen.“ PENG; das saß. Was zum Teufel macht die denn auf ihrem Betriebsausflug? Wo ich mir die Hacke mit diversen Freigetränken zuschütten würde, sieht die Schuhe? Hää, geht’s noch?
Naja, jedenfalls muss ich ja meine Rolle spielen, stelle das Kauen ein und gebe ein Geräusch wie „Hmmjaaund?“von mir. „Ja,“ höre ich die süße Stimme wieder, „sie haben mir wirklich gut gefallen, ich war nur zu geizig sie mitzunehmen.“ „Ein weiser Entschluss“ dachte ich so bei mir, ohne es auszusprechen. „Jetzt möchte ich sie aber doch gerne haben, lass uns also zum Kaufhof fahren und sie kaufen“, höre ich die Dozentin sagen. „Ha ha, nach Bonn?“ höre ich es aus meinem Mund kommen.
Falsch, das war definitiv die falsche Antwort und ich wurde sofort belehrt, 10 Strafpunkte.“Es gibt ja schließlich noch andere Filialen der Galeria Kaufhof, auch in unserer Nähe!“ „Und Du bist sicher, dass es da dann auch die gleichen Schuhe gibt?“, wage ich ganz zaghaft einzuwerfen. Uaah, doppelt falsch, noch mal 10 Punkte wech! Männer haben aber auch wirklich keinen blassen Schimmer vom Sortiment diverser Kaufhausketten. Stimmt, dafür kenne ich aber mehr Biersorten!
Meine Aufgabe bestand nun darin, herauszufinden, in welcher Stadt die nächste Galeria Kaufhof war. Ja, eine Aufgabe für richtige Männer. So etwas können wir!
In Null Komma nix hatte ich über das Internet herausgefunden, das es in Dortmund, Gelsenkirchen und Oberhausen (CentrO) jeweils eine Filiale gab. 15 Punkte gewonnen.
Nun kam die Sache mit der Atemtechnik. Ich hielt einfach die Luft an. Würde sie es aussprechen, würde sie sagen, „Schön, dann machen wir uns jetzt fertig und fahren los.“? Sie sagte es! „Äh, ich wollte aber eigentlich...“ 20 Punkte Abzug!
Es muss die Meditationsphase gewesen sein, jedenfalls befanden wir (also meine Dozentin und ich, mit Auto) uns nun auf der Autobahn 42 in Fahrtrichtung Oberhausen. Der Sprühregen nimmt zu. Gottseidank ist die Autobahn fast leer, da dürften wir dann ja in ca. 15 Minuten am CentrO sein. Nanu, wer hat denn da die schönen, gelb blinkenden Lämpchen auf den Standstreifen gestellt? Ein Schild steht da auch „STAU“. Wie Stau? Ich sehe keinen...doch, jetzt schon! Klasse, genau das habe ich jetzt gebraucht. Fünf Meter rollen, stehen, fünf Meter Rollen, stehen. Nebenan ein dunkler Audi. Der Fahrer vertreibt sich die Langeweile indem er sich einen Finger in die Nase steckt, ich glaube er popelt. Ich stelle mir vor, wie jetzt sein Handy klingelt und er krampfhaft ein Taschentuch sucht. Schadenfreude keimt auf. Im Autoradio höre ich eine Verkehrsdurchsage: „Auf der A42, Fahrtrichtung Duisburg, 4km Stau zwischen Essen Nord und Bottrop Süd, Unfall im Baustellenbereich.“ Sind die bekloppt? 4 km?
Ich bin bestimmt schon 25 km geschlichen. Und wieso Baustelle, davon sehe ich weit und breit noch nichts. Nach einer dreiviertel Stunde meint meine Motivationstrainerin: „Das hat ja jetzt keinen Sinn mehr, das wird viel zu spät. Lass uns die nächste Abfahrt runter fahren.“ Die nächste? Oh man, die nächste Abfahrt ist Bottrop Süd und da ist der Stau dann vorbei! Ausgesprochen habe ich das natürlich nicht.
Irgendwann, nach mehreren Wochen, haben wir unseren Zielort erreicht. Nun kam Phase 3, Motivation durch Freude. In diesem Fall musste ich 75 mal durch das Parkhaus brettern bis irgendwann mal so eine Pappnase weg fuhr und ich den Platz ergattern konnte. War das eine Freude.
Nun also, hochmotiviert, schlenderten wir in Richtung CentrO. Hierzu sei erklärt, dass es sich beim CentrO um ein riesiges Trainingszentrum für Männer handelt. Aus ganz Deutschland strömen sie herbei, um hier ihre praktische Ausbildung des Kurses 8002 zu vollenden. So wie ich. Ich hatte Glück, die erste Trainingsstation „Galeria Kaufhof“ war schnell erreicht. Also nix wie hinein und oh Wunder, schon stehen wir in der Schuhabteilung. Ich mag diese großen, kaum überschaubaren Schuhläden. Überall stehen nämlich so schöne Sitzgruppen rum, wo die Frauen ihre Männer parken. Leider fehlen dort aber immer diese großen, transparenten Kisten mit den vielen bunten Bällchen drin, in die man so schön eintauchen kann. Na jedenfalls, ich wurde nicht geparkt, ich hatte zu viele Strafpunkte und musste mehr Praxis erlernen.
So musste ich zunächst das „Shopping-Trotten“ üben. Dieses geht wie folgt, man verschränkt die Arme auf den Rücken, senkt den Blick, macht im Zeitlupentempo kleine Schritte von ca. 16,87cm und folgt aufmerksam seiner Dozentin. Diese Übung wird verschärft, in dem dann noch der „Regal-Slalom“ dazu kommt, also nicht nur geradeaus gehen, sondern ständig zwischen den Regalen hindurch. Es endet dann in der höchsten Schwierigkeitsstufe, im „Shopping-Trotten-Fragen-beantworten“.
Vorsicht Männer, das ist gefährlich! Beispiel, Dozentin bleibt stehen, zieht einen Schuh aus dem Regal und fragt: „Na, wie ist der?“ Geistesgegenwärtig fällt mir die richtige Antwort ein: „Ist das der aus Bonn?“ 25 Strafpunkte „Man kann sich ja wohl noch mal ein paar andere Schuhe ansehen. Soll ich etwa durch den Laden rasen und das erstbeste Paar Schuhe kaufen?“ Jaaah, das wäre genial, dann könnte ich die Sportsendung noch sehen!“ habe ich nicht gesagt.
Irgendwann, nach vielen falschen Antworten, wurde ich dann doch geparkt. Ein paar Kursteilnehmer saßen schon da, eine Dreiergruppe zockte Skat und ein paar Andere spielten verstecken, indem sie sich hinter ihren ganzen Einkaufstüten verbargen.
Meine Survival-Coachin kam dann irgendwann zu mir, mehrere Kisten mit Schuhen unter dem Arm (erstaunlich was die alles so schleppen können) und forderte mich auf, nun meine Urteile abzugeben. Beim ersten Paar dass sie anzieht sage ich: „ Der is klasse, den kannst Du nehmen.“ 15 Punkte Abzug. „Das sagst Du nur, damit wir schnell wieder gehen können.“ Mist, jetzt können die auch noch Gedanken lesen.
Ich lass nicht locker, „Nein ehrlich, der schmeichelt deinem Fuß richtig schön und sieht toll aus.“ „Meinst Du wirklich?“ „Ja, ganz bestimmt!“ „Na gut.“ (Yeeeaaaah)
„Ich probiere aber sicherheitshalber trotzdem noch die Anderen an.““#¿ﺶשׂ₪“
Sportsendung Adieu.
Nach Tagen steht das Ergebnis fest, es sind die Schuhe die sie zuerst anprobiert hatte. 35 Pluspunkte „Bringe Du die anderen Schuhe hier zurück, ich gehe schon mal zur Kasse.“ bekomme ich gesagt und gehorche. Nach einer Weile und vieler aufmunternden Blicken von anderen Trainerinnen, begebe ich mich auch zur Kasse. Nix, meine Einkaufspädagogin is nich da. Angst überfällt mich. Ich bin alleine, Hilfe, wie komme ich aus diesem Moloch hier raus. Da, ich sehe sie, ca. 400m entfernt in einer anderen Abteilung. Ich sprinte dorthin und frage atemlos, ob das denn die Kasse wäre? „Ich hab doch gar kein passendes Tuch für die Schuhe.“ Höre ich aus den Tiefen des Schalständer. Ha ha, na klar, wie konnte ich das nur nicht beachten? Die 35 Punkte waren wieder futsch. Na ja, vielleicht komme ich ja noch zum Sportstudio zeitig nach Hause.
Ich kam, und nach Auszählung meiner Punkte stand fest: Zum Shoppen nicht geeignet!
Mein persönliches Fazit: Bestanden!
Hilsen fra Herne
Ecki Ølbær