So, hier nun wie gewünscht der Reisebericht zu unsere Operation Maddin!
Wenn es eine Sache gibt, die ich in den letzten drei Tagen gelernt habe, dann die, das man sich von Bad und dem Kleenen Hexer nie die Hand auf die Schulter legen lassen sollte. Aber beginnen wir die Geschichte mal ganz von vorne!
Vor einigen Wochen schon entstand die Idee, den Kleenen Hexer (im weiteren Verlauf Maddin genannt) in Nørre Vorupør zu überraschen, wo er in der Woche nach Ostern seinen 40. Geburtstag feiern wollte. Ist ja wohl ne Sauerei, über 1000 KM vor mir zu flüchten, nur um in Ruhe Geburtstag zu feiern! ...ggg
Geht gar nicht, dachte ich mir und kurzerhand haben Bad und ich geplant, einen Kurztrip nach Dänemark zu machen und ihn zu seinem Geburtstag zu überraschen.
Allerdings war das ja mit einigen Problemen verbunden, welche da waren:
1. Ich wohne in Essen und Bad in Delmenhorst.
2. Ich selber besitze weder Auto, noch einen Führerschein.
3. Die finanziellen Möglichkeiten hielten sich etwas in Grenzen.
4. Das ganze musste hinter Maddins Rücken geplant werden, mit dem wir eigentlich täglich Kontakt haben.
5. Es durfte auch niemand aus dem Portal erfahren, damit sich niemand verplappert.
Jede Menge Probleme, die es zu lösen galt. Zuerst setzte ich mich mit Bad zusammen und überlegte, wie ich nach Delmenhorst oder bzw. Bremen kommen könnte. Dabei erwies sich die Zugfahrt eigentlich als eine schlechte Variante, da die Preise für die Tickets eigentlich schon den schmalen finanziellen Rahmen gesprengt hätten.
Also schauten wir nach Alternativen, wie zum Beispiel der Einrichtung Mitfahrzentrale. Dort fuhren jede Menge Leute Richtung Norden, aber nur einer von denen am 20. April, Maddins Geburtstag. Sein Name war Rüdiger, was sich ja eigentlich sehr friedlich anhört. Als ich Rüdiger mal ganz zackig eine Mail geschrieben hatte, bekam ich eine Antwort, die mich stutzig machte. Rüdiger wollte nämlich wissen, wie alt ich war und ein Foto wollte er auch haben. Um nicht nachher auf Rüdigers Rückbank zu landen, entschloss ich mich, das Thema Mitfahrzentrale sausen zu lassen.
Also grübelten wir weiter und kamen nach so paradoxen Ideen, wie trampen, fliegen oder gar von Bad in Essen abholen lassen in den Genuss, die Ticketauskunft der deutschen Bahn mal genauer zu studieren. Und siehe da, Hin und Rückfahrt von Essen nach Delmenhorst für 66 Euro als Sparpreis. Gesagt, Getan! Auf in den Ticket Center und nach ungefähr 26.825,3 Leuten vor mir endlich die Fahrkarten gebucht!
Abfahrt Essen am 20.04.2006 um 08:00 Uhr mit dem Intercity nach Bremen, geplante Ankunftszeit 10:12 Uhr, plus minus 5- 100 Minuten!
Die nachfolgenden Tage waren teilweise wirklich kompliziert. Niemand durfte von der Aktion erfahren, weder das Portal, noch Maddin selbst. Eine Lüge folgte der anderen, damit ja niemand dahinter kommt, was wir vorhaben.
Irgendwann hatten wir Maddin inklusive seiner Familie so weit, das sie wirklich langsam realisierten, das ich nicht zu seinem Geburtstag kommen konnte. Die Hoffnung starb zuletzt, aber Fakt ist, sie starb dann letztendlich.
Am 19. April stand ich um 07:45 Uhr auf und erledigte die restlichen Webseitenaufträge, die noch offen standen. Eigentlich wollte ich Abends früh schlafen gehen, um am nächsten Morgen fit zu sein. Um 5 Uhr war die Nacht ja schon wieder vorbei. Aber leider konnte ich nicht wirklich gut schlafen, vielleicht auch etwas die Aufregung. Immer noch wusste niemand von der ganzen Sache, und dann ganz früh morgens am 20. April startete die „OPERATION MADDIN“!
Hier der chronologische Ablauf:
20.04.2006
05:00 Uhr - Aufstehen. Die ersten Vögel zwitschern. Die Tasche ist gepackt und die kalte Dusche am Morgen wartet! Meine Augen brennen und ich spür vor Müdigkeit meinen Körper nicht mehr! Zu meinem absoluten Glück kommt, das mein Toaster sich selbstständig macht und ein Toast hinter den Küchenschrank schießt. Nach einigen Überlegungen rücke ich den Schrank ab und friemel das Brot wieder raus. Körperliche Aktivität um diese Uhrzeit, ganz riesig. Hätte auch noch meine Senseo versagt, hätte ich aus Frust den Zeitungsjungen getötet.
05:45 Uhr - Die Dusche und der Kaffee haben nicht für eine Verbesserung meines Körperzustands gesorgt. Ich packe alle restlichen Sachen, wie Duschzeug und sonstiges in die Tasche und mache mich um 06:55 Uhr mit dem Bus und der überraschend schweren Reisetasche auf zum HBF.
07:10 Uhr - Ankunft Essen HBF. Es ist kalt und der erste Schwung Kaffeefahrtsrentner kommt mir entgegen. Meine Laune ist schlecht, noch keine wirkliche Vorfreude. Die Lust, einen aus dem 3. Zähne Geschwader sinnlos zu verprügeln, wächst!
07:45 Uhr - Ich war jetzt genau 24 Stunden am Stück wach. Die Rentner haben alle überlebt. Ich stehe auf dem Bahnsteig und die nächste Raucherzone ist 7 Bereiche weit entfernt. Ich fühle mich gesellschaftlich unintegriert.
08:00 Uhr - Der Zug kommt planmäßig. Ich schleppe meine Tasche ins erstbeste Abteil, das bis auf einen Viererplatz restlos überfüllt ist. Ich hocke mich dahin, stelle mein Gepäck auf den Boden. Neben mir sitzt eine Blondine, die ein wenig hohl zu sein scheint. Mein hass verlagert sich von den Rentnern auf sie.
08:15 Uhr - Der Akku meines MP3-Players ist alle. Also blieben nur zwei Möglichkeiten, gelangweilt krepieren oder mit der Blondine unterhalten. Ich wähle die zweite Variante.
08:25 Uhr - Die Blondine stößt mit dem Fuß gegen meine Tasche. Irgendwas beginnt in meiner Tasche daraufhin, zu vibrieren und zu surren. Sie schmeißt sich vor Lachen fast in die Ecke und ihre Gesichtsfarbe gleicht dem Lack eines Feuerwehrautos. War nur ne elektrische Zahnbürste. Kekse brauchen halt keine Vibratoren.
08:45 Uhr - Ein Geschäftsmann hat den Platz auf dem ich saß, reserviert und will da sitzen. Bevor ich jetzt ne Grundsatzdiskussion führe, steh ich auf und geh mit Sack und Pack ins Bistro zum Rauchen. Die Telefonnummer der Blondine nehme ich natürlich mit.
08:46 Uhr - Ankunft im Bistro. Das Glas Mineralwasser kostet 4,50 Euro, ein echtes Schnäppchen!
10:15 Uhr - Ankunft in Bremen. Bad wartet bereits am Gleis. Ich hab Hunger und bin müde. Aber langsam beginnt meine Laune, sich zu bessern.
10:25 Uhr - Abfahrt nach dem Verzehr von irgendwelchen Würstchen, mit denen man lustige Sachen machen kann, wie wir festgestellt haben.
10:30 Uhr - Bad weiß den Weg zur Autobahn nicht, findet ihn aber dann doch noch
11:00 Uhr - Wir haben das erste Mal Bauchschmerzen vor Lachen. Ich denke, wat is dat fürn korrekten Kerl. Meine Laune bessert sich erheblich. Aber müde bin ich immer noch!
12:10 Uhr - Rastplatz Ostetal! Bad pinkelt das zweite Mal, wohl Reizblase! Mein Durchfall, der den ganzen Vortag angehalten hatte, zwingt mich ein Rastplatzklo zu besuchen. Ganz nebenbei such ich mir auch direkt einen Kaminofen für Zuhause aus. Wer hat bloß Werbeblätter auf Rastplatzklos erfunden? Was is aus dem guten alten Kicker als Klolektüre geworden? Irgendwann wird auf dem Klopapier stehen: Dieser Durchfall wird ihnen präsentiert von Charmin!“
12:20 Uhr - Mit meiner Videokamera dressieren wir einen holländischen Verkehrsrowdie, der mit seinem SLK einen auf Schumacher macht. Als er unsere Kamera sieht, fährt er vorschriftsmäßig, schon doof, die Holländer! ggg
12:30 Uhr - Ich schlaf das erste Mal ein, meine Augen brannten zu arg! Und zuviel gelacht hatte ich auch!
13:05 Uhr - Ich höre keine Motorengeräusche mehr und wache auf. Stau! 3 KM vor der Grenze hat ein PKW sich unter einen LKW geschoben. Der Fahrer war sofort tot. Man wartet auf die Staatsanwaltschaft. Nach einer Zigarette und ein wenig Beine vertreten auf dem rechten Streifen essen wir erstmal Ostereier. Mir fällt auf, das ich mit Bad auch über so belanglose Sachen wie Eier Witze machen kann.
13:45 Uhr - Die Autoschlange löst sich auf und es geht weiter. Wir passieren die Grenze und kurze Zeit später schlaf ich wieder ein.
14:30 Uhr - Ich wache wieder auf. Und direkt geht das Scherze machen wieder los. Ich kann gar nicht sagen, wieviel wir allein auf der Fahrt gelacht haben.
16:15 Uhr - Wir halten an einem Supermarkt an, weil ich mir für meine blutunterlaufenen und total übermüdeten Augen Tropfen holen wollte. Im Landesinneren spricht kaum jemand Deutsch und so arbeite ich mich auf englisch durch. Man sagt mir, das an der Tankstelle Medikamente verkauft werden.
16:20 Uhr - Ich frage das Mädel an der Tankstelle nach Augentropfen! Die hatte tolle Augen! Der Satz: I want Medicine, because I want to have so wonderful eyes like yours!, kommt super an. Als danke schön darf ich das Mitarbeiterklo benutzen. Telefonnummer gibt´s diesmal keine! Ins Ausland is ja eh zu teuer!
16:45 Uhr - Meine Augen sehen langsam wieder menschlich aus. Mittlerweile hatten wir wieder Tränen gelacht. Bad sagte, das wir inner Stunde da sind. Der Adrenalinspiegel im Auto steigt.
17:40 Uhr - Wir kommen in Vorupør an und drehen erstmal ne Runde um Maddins Haus um zu schauen, ob Maddin und sein Geburtstagsbesuch im Haus ist. Als wir die Wagen sehen, fahren wir erstmal zum Strand, øl trinken und einen Cheeseburger essen, der gelinde gesagt, erbärmlich war. Das Stück Fleisch erinnerte mich an Cevapcici! Aber egal, des Öl war legger!
18:00 Uhr - Wir fahren zum Haus der Hexen-Family. Wir statten die Autofenster auf der Beifahrerseite mit eine Dortmundflagge aus. Bad hängt einen Werder-Kopfkissenbezug raus. Maddin konnte uns also nicht sehen!
18:05 Uhr - Wir fahren langsam vor das blaue Haus. Die entscheidende Phase der Operation Maddin beginnt. Ausgerechnet in dem Moment is des Akku der Videokamera leer. Aber egal, das Gesicht von Maddin und seiner Familie kann man eh weder beschreiben noch cineastisch darstellen. Muss man live gesehen haben.
18:15 Uhr - Bad und ich sind uns einig, das die Überraschung gelungen ist! Maddin schien ziemlich aus dem Häuschen zu sein, genau wie die anderen. Im haus selber waren noch die Hardys und dänische Freunde der Hexenfamilie.
18:20 Uhr - Zu essen gab es wohl Fisch! Gut das wir zu spät gekommen sind....schüttel’
18:25 Uhr - Die Hexenfamilie hat einen Hund namens Assi! Das is das erste mal für mich, das ich jemanden beschimpfen kann, ohne das es auffällt.
Der Abend endete irgendwann gegen 2 Uhr morgens und war sehr lustig. Bad und ich schliefen oben im Dachgeschoss, was vielleicht grad mal 1,60 Meter hoch war. Es ist reichlich Öl geflossen und es wurde viel mehr gelacht, als mein Zwerchfell aushalten konnte. Der Durchfall war weg und nach einer Dusche und Schnittchen (das Öl erwähn ich mal nicht mehr) fielen wir geschafft ins Bett.
Am nächsten Morgen gab es gegen 10:30 Uhr Frühstück. Bad hatte Brötchen besorgt, die allerdings meiner Ansicht nach nicht mehr so doll waren, wie sonst. Aber es is immer wieder ein Highlight, in DK zusammen zu frühstücken. Nach einer Runde Mario Barth auf dem DVD-Player ging ich duschen und wir machten uns dann auf, was einzukaufen. Danach gab es Essen, lecker Nudelauflauf von der Hexenchefin persönlich. Dafür das wir beiden Wegelagerer gar nicht eingeplant waren und eigentlich den Erholungsurlaub störten, waren alle sehr gastfreundlich. Es war eine tolle Atmosphäre im Haus.
Vor dem Essen ging es trotz leichten Nieselregens noch nach draußen zum Drachen steigen lassen. Irgendwie war der Wind aber nicht so präsent, wie erwartet und Bad bekam ihn nicht hoch! Den Drachen!
Nach dem Essen machten sich die Männers auf zum Strand, um was zu trinken und ein Softice feat. Hot Dog zu essen. Von dem Cheeseburger waren wir wohl erstmal geheilt. Nach einigen Videoaufnahmen und jeder Menge Fotos ging es dann wieder nach Hause. Da saßen die weiblichen Familienmitglieder inklusive Hund schon auf uns und wir saßen gemütlich vor Maddins Hobbysauna (Kaminofen). Teilweise war es so warm, das man sich gegenseitig mit Piniensträuchern verhauen konnte. Unser ständiger Begleiter war immer das gepflegte Öl!
Samstags war für uns der Urlaub dann auch schon wieder zu Ende. Wir wischten und saugten noch mal gepflegt durchs Haus und gegen 10:30 Uhr machte sich der Hexenclan wieder auf den Heimweg! Bad und ich fuhren noch mal an den Strand auf ein Soft Ice und einen Hot Dog, bevor wir dann gegen 12 Uhr auch Richtung Deutschland fuhren.
Um 19:44 Uhr kam mein Zug nach Essen, diesmal ohne Bistro, ohne Vibration und ohne Geschäftsleute, die einen auf dicke Hose machen. Gegen 22:30 Uhr war ich dann wieder in meinen Vier Wänden und sehnte mich schon wieder nach den ganzen verrückten im Fiskervej 159 und dem schönen Vorupør.
Was habe ich nun als Fazit aus diesem verrückten Kurztrip mitgenommen? Ich habe mit nem tollen Kerl eine verrückte Sache gemacht und würd es jederzeit wieder machen. Ich habe tolle Leute kennengelernt, mit denen ich hoffentlich noch lange so einen schönen Kontakt haben werde.
Und ein paar Erkenntnisse habe ich auch gewonnen! (Achtung Insider)
1. Ich werde nie wieder zulassen, das Bad oder Maddin ihre Hand auf meine Schulter legen!
2. Frauenhände, die nach Fisch riechen, können auch Fisch angefasst haben!
3. Lache nie über einen Typen, der über eine Türschwelle stolpert, wenn danach die Tür automatisch wieder zufällt!
4. Lasse nie einen 40-jährigen auf einer Wiese nach einem Gummi suchen! Er findet alles, nur nicht das Gummi!
5. Das Innere eines Eishörnchens ist manchmal größer als man denkt! (Sagt zumindest die Bedienung vom Cafeen)
Auf gesonderte Nachfrage kann ich dem einen oder anderen diese Insider ja erklären!
So, das war unser „kleiner“ Reisebericht von unserer Operation Maddin. Nun noch eine kurze Warnung an alle aus dem Portal, die in Zukunft nach NV fahren! Bloß keine Schadenfreude darüber, das die süße Hexen-Family uns zwei Chaoten drei Tage ertragen mussten. Ich an eurer Stelle würde nicht darüber lachen!
Ihr könntet die nächsten sein !!!
In diesem Sinne
Grüßle
Andi
PS: Alle Zeitangaben ohne Gewähr!!!
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